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Donnerstag, 4. Dezember 2003
Das klagende Korn
meme, 20:06h
Das Dorf lag schwer unter den Ausdünstungen des Tages und das unstet werdende Licht begann mit der kalten Luft zu spielen. Windwolken trugen eine ferne Musik durch die Birken. Auf einem Streichspalter und einer Drehleier wurde eine schwere Melodie gespielt, die in jeden Winkel des Dorfes drang und die Leute aufhorchen ließ. Es war eine Musik, die weit und klar klang. Sie brachte die Dörfler von ihrer so nötigen Arbeit ab. Selbst der Werker, der gerade ein Holz schnitt und sich in sicherer Erwartung der nützlichen Form befand, hielt inne und wog seinen Kopf, als wollte er dem drohenden Rythmus seine Nase zeigen. Er legte sein Werkzeug nieder und richtete sich auf. In seinen Augen lag eine flackernde Entschlossenheit. Er war ein wichtiger Mann im Dorf und mußte nach dem Rechten sehen.
Gerade wollte er gehen, da sah er den Kuhbauern kommen. Der Kuhbauer besaß die einzigen Kühe des Dorfes. Er zog eine Gruppe gestikulierender Männer hinter sich her, als wollte er das Dorf auf ein Charivari einstimmen. Nun kamen die Frauen aus ihren Lehmhütten oder Holzhäusern, verließen widerwillig ihre Werkstätten des Brotes und der kargen Stoffe und hielten, besorgt oder neugierig um sich schauend, ihre schweren grauen Schürzen in den Händen. Wie selbstverständlich versammelten sich alle um die noch gar nicht so alte Dorflinde, und sie warteten auf das Näherkommen der schwermütigen Melodie, als ob sie jedes Wort für überflüssig hielten.
Da drang ein alter Mann zur Mitte, gebückt und knorrig. Das war der Schwiegervater des Kuhbauern, der schon lange allein am Dorfrand in einer zugigen Hütte lebte und meistens im Garten bei seinen Kräutern war, die nur selten jemand haben wollte.
Wir müssen weg von hier, sagte er mit dünner Stimme und wies auf die Birken an den Rändern des Dorfes, die sich unter der Musik zu neigen schienen.
Lasst uns gleich ziehen, denn im Fernen muß ein besserer Ort liegen, der für uns bestimmt ist. Hört doch, was die Musik sagt! Der Tod! Er ist nicht weit von uns.
Einige lachten.
Er hat recht, schrie ein Knecht in den hinteren Reihen. Er wurde von einer Magd geschubst und gekniffen.
Indessen drängte der Kuhbauer den Alten in den Kreis der Leute zurück, die mit ihren lehmigen Gesichtern der Abwechselung schon nicht mehr zu trauen wagten.
Hört nicht auf den fiebernden Alten, sagte er, er hat vor Zeiten schon von dem goldenen Korn gesponnen, in dem das Blut der Kinder verschwunden! Hört nicht auf den Narr, der in unseren Tieren die Tiere gesehen, die unsere Bäuche doch schlitzten wollten. Hach! Er will uns nur mit seinen Gewirr den Teufel in den Kopf verpflanzen.
Als die Frau des Kuhbauern dies hörte, ging sie entschlossen in den Kreis und stieß ihrem Mann grob in den lehmbefleckten Wams, der seine rote Farbe längst verloren hatte.
Du hast kein Recht hier unter der Linde zu stehen und den Alten zu verspotten. Und wer weiß es denn, vielleicht sagt er das Wahre, du und ich, wir alle können es nicht wissen. Gab es nicht schon Zeiten in denen die Scharen der Bettler und Landsknechte durch das Land zogen, das vor ewigen Tagen noch reicher war als heute, als sie Feuer und Krankheit brachten und alles Glück zerstörten. Vielleicht müssen wir den Raben und Krähen folgen mit allem was wir mitnehmen können, die müssen doch wissen, wo ein Leben für uns ist.
Das Leben, das Leben! schrie nun der Werker und baute sich groß vor ihr auf und hätte sie wohl gestoßen mit seinen harten Armen, wenn sie nicht geknurrt hätte.
Kennst du nicht das Leben, das so wendig ist wie ein Schwein, das wir zum Messer führen wollen, wie das geschlagene Holz der starken Bäume, das oft nicht will wie ich. Das Leben! Das lag schon oft schön brav in meinen starken Händen und flugs war es wieder verschwunden, das hinterhältig versprechende, und lachte mich aus, trat mich noch in den feisten Arsch, der auch nicht gerade weiß, was Trüffel sind. So habe ich das Leben gehabt, und gesehen wie es auf langen Beinen davon zog, daß es in dein Maul nicht passt.
Er hatte gerade zu Ende gesprochen, da verstummte die Musik. Kaum bekamen sie die fragenden Mäuler auf als in der Ferne zum Tanz aufgespielt wurde. Drehleier, Horn und Flöte, Tamburin und Dulcimer sangen das Lied der Lust.
Ein Lied, in dem die Krumen der Äcker, die schweren Ernten der Felder und das grüne Licht der sommerlichen Birken zu leben schienen. Sie wogen in einer vibrierenden Melodie, in einem befreienden Rythmus, dem sich keiner entziehen konnte. So hatten sie es in ihrem Leben noch nicht aufspielen gehört und sie erinnerten sich an ihre ersten großen Feste, auf denen sie Lust und Freude schätzen gelernt hatten. Und beinahe wären sie auch zu ihren besten Kleidern gegangen, zu ihren Verstecken mit Wein und Most, den manche unter dicken Tüchern vor Monaten aus der großen Stadt heimgebracht hatten, gegen Käse und Speck getauscht, da man doch von einer baldigen Hochzeit sprach, bei der sich keiner lumpen lassen wollte. Aber nur die Kinder sprangen über den festen Lehm, der wie die Wände der Hütten in einem hellen Braun stand. Die anderen gaben sich nur einem leichten Pendeln hin und staunten über soviel Lust an einem Tag, den ihre Vorfahren doch allein für die Arbeit bestimmt hatten.
Und endlich kam der auf der Haut vibrierende Musik näher. Die Dörfler sahen einen Haufen Spielleute auf einem Wagen mit einem grauen Gaul davor den Weg ins Dorf einbiegen, begleitet von einem Raben, der ihnen den Weg wohl zeigte. Der Kreis löste sich auf als der Werker, die Kuhbäuerin und der Kuhbauer den Weg anführten und Jung und Alt ihnen folgten, im Gemüt freudige Erwartung oder heimliche Sorge. Der graue Wagen der Spielleute hielt und sieben Gestalten sprangen ab, mit schwarzen und weißen Rändern unter den Augen, durch Kutten oder graue Jacken, durch weite feste Schürzen und Röcke geschützt vor den Winden des Herbstes.
Wir bitten um etwas Brot und Wasser, sprach ein hagerer Mann in einer Kutte, die unten voll schweren Lehms. Er hatte eine Menge scharfer Falten um Bart und Augen und einen Mund, der zwischen Schmerz und Freude keine Form fand.
Wir haben ein Lied und eine Geschichte für euch, sagte er mit monotoner Stimme. Sie sind nur für euer Dorf bestimmt. Euer Dorf suche ich schon lange. Nun habe ich es mit meinen treuen Freunden hier gefunden.
Woher kommt ihr? sagte der Werker, der einen Schritt vor tat, um ihm seine Macht zu zeigen.
Aus den Wäldern und den Städten dieses Landes, das sich Melchior nennt, wie ich erfahren mußte.
Habt ihr das schwere Lied gespielt, das uns lockte? sagte die Kuhbäuerin und trat einen Schritt hervor, als wollte sie in seinen vergrabenen Augen eine Antwort zu finden.
Ja.
Was war das für ein Lied?
Wir stehen hier alle auf blutgetränkten Boden und mein Lied, das die Birken euch zugetragen haben, war das Klagen der Kinder, die mit Schwertern und Lanzen getötet wurden, weil sie Kinder der falschen Zeit seien. Darum ist in dem goldenen Korn, aus dem ihr das nährende Brot hier macht, das Blut der Kinder, die kein Grab gefunden haben, darum hört ihr manchmal ein leises Stöhnen beim Dreschen des Korns.
Was spinnst du da zurecht! rief einer.
Willst uns wohl die Narretei in unser gutes Haupt verpflanzen, rief ein anderer.
Ruhe, rief die Kuhbäuerin, die alles wissen wollte und neugierig noch einen Schritt hervortrat. Erzähle. Wer waren die Kinder, die kein Grab gefunden?
Kinder dieses Dorfes hier. Daß ihr euch noch nicht gewundert habt darüber! Es fehlt euch fast ein Alter! So gut haben die Alten vergessen. Sie haben das Morden geduldet.
Unsere Väter und Mütter?!
Ich lebte hier, als ich noch ein Kind war. Ich wäre auch erschlagen, erdolcht und dann verbrannt worden, wenn ich nicht bestimmt gewesen wäre, Euch alles zu erzählen. Ich habe mitgehört, wie sich die Väter und Mütter gegen uns verschworen und die Soldaten bestellt haben, damit sie die falsche Brut vernichten. Sie haben uns verraten. Und ich Kind wollte fliehen aus diesem Dorf, das in einem seltsam grauen Schnee lag und nie mehr helleren gesehen haben soll wie die Raben mir erzählten. Aber ich hatte nicht den Mut und nicht die Kraft bei mir, um fortzugehen. Wohin sollte ich gehen im Winter, wenn nur die Krähen in den Wäldern darauf warteten, an mein dünnes Fleisch zu zupfen! Ich war immer noch im Dorf, als die Soldaten kamen mit ihren rasselnden Rüstungen und scharfen Schwertern. Ich dachte, sie werden es nicht tun und versteckte mich in eine alte schneebedeckte Tonne, die an einer Pfütze lag. Und schneller als erwaretet hörte ich das Beißen der scharfen Hunde und das Schreien meiner Freunde, deren Herzen von heißen Schwertern und Lanzen durchbohrt wurden. Ich lag in der Tonne und hasste mich für meine Feigheit und mein Elend, lag dort in der wimmernden Luft und hörte später nur noch das Schreien der fliehenden Raben, die hier nicht mehr leben wollten und die mir erst sehr viel später den Weg in euer Dorf zeigten.
Der Alte hat die Wahrheit gesagt und keiner hat es verstanden, sagte die Kuhbäuerin und weinte.
Wir müssen unser Dorf verlassen, sagte der Kuhbauer.
Wohin, sagte der Werker. Welcher Teufel will uns hier die Schuld noch geben. Bringe deinen Vater um, dann geht es dir besser.
Willst du weiter dieses Brot noch essen, sagte die Kuhbäuerin und spuckte vor ihm aus.
Es schmeckt, es schmeckt, probier doch!
Aber welchen Weg sollen wir gehen, fragte die Werkerin dem alten Spielmann.
Keiner weiss es.
Die Spielleute bestiegen ihren schmalen Karren und spielten das Lied der klagenden Kinder, die keine Ruhe gefunden haben, und sie fuhren fort auf lehmigen Wegen, denen auch die Kühe und Vögel folgten, ohne auf die Dörfler zu warten.
Gerade wollte er gehen, da sah er den Kuhbauern kommen. Der Kuhbauer besaß die einzigen Kühe des Dorfes. Er zog eine Gruppe gestikulierender Männer hinter sich her, als wollte er das Dorf auf ein Charivari einstimmen. Nun kamen die Frauen aus ihren Lehmhütten oder Holzhäusern, verließen widerwillig ihre Werkstätten des Brotes und der kargen Stoffe und hielten, besorgt oder neugierig um sich schauend, ihre schweren grauen Schürzen in den Händen. Wie selbstverständlich versammelten sich alle um die noch gar nicht so alte Dorflinde, und sie warteten auf das Näherkommen der schwermütigen Melodie, als ob sie jedes Wort für überflüssig hielten.
Da drang ein alter Mann zur Mitte, gebückt und knorrig. Das war der Schwiegervater des Kuhbauern, der schon lange allein am Dorfrand in einer zugigen Hütte lebte und meistens im Garten bei seinen Kräutern war, die nur selten jemand haben wollte.
Wir müssen weg von hier, sagte er mit dünner Stimme und wies auf die Birken an den Rändern des Dorfes, die sich unter der Musik zu neigen schienen.
Lasst uns gleich ziehen, denn im Fernen muß ein besserer Ort liegen, der für uns bestimmt ist. Hört doch, was die Musik sagt! Der Tod! Er ist nicht weit von uns.
Einige lachten.
Er hat recht, schrie ein Knecht in den hinteren Reihen. Er wurde von einer Magd geschubst und gekniffen.
Indessen drängte der Kuhbauer den Alten in den Kreis der Leute zurück, die mit ihren lehmigen Gesichtern der Abwechselung schon nicht mehr zu trauen wagten.
Hört nicht auf den fiebernden Alten, sagte er, er hat vor Zeiten schon von dem goldenen Korn gesponnen, in dem das Blut der Kinder verschwunden! Hört nicht auf den Narr, der in unseren Tieren die Tiere gesehen, die unsere Bäuche doch schlitzten wollten. Hach! Er will uns nur mit seinen Gewirr den Teufel in den Kopf verpflanzen.
Als die Frau des Kuhbauern dies hörte, ging sie entschlossen in den Kreis und stieß ihrem Mann grob in den lehmbefleckten Wams, der seine rote Farbe längst verloren hatte.
Du hast kein Recht hier unter der Linde zu stehen und den Alten zu verspotten. Und wer weiß es denn, vielleicht sagt er das Wahre, du und ich, wir alle können es nicht wissen. Gab es nicht schon Zeiten in denen die Scharen der Bettler und Landsknechte durch das Land zogen, das vor ewigen Tagen noch reicher war als heute, als sie Feuer und Krankheit brachten und alles Glück zerstörten. Vielleicht müssen wir den Raben und Krähen folgen mit allem was wir mitnehmen können, die müssen doch wissen, wo ein Leben für uns ist.
Das Leben, das Leben! schrie nun der Werker und baute sich groß vor ihr auf und hätte sie wohl gestoßen mit seinen harten Armen, wenn sie nicht geknurrt hätte.
Kennst du nicht das Leben, das so wendig ist wie ein Schwein, das wir zum Messer führen wollen, wie das geschlagene Holz der starken Bäume, das oft nicht will wie ich. Das Leben! Das lag schon oft schön brav in meinen starken Händen und flugs war es wieder verschwunden, das hinterhältig versprechende, und lachte mich aus, trat mich noch in den feisten Arsch, der auch nicht gerade weiß, was Trüffel sind. So habe ich das Leben gehabt, und gesehen wie es auf langen Beinen davon zog, daß es in dein Maul nicht passt.
Er hatte gerade zu Ende gesprochen, da verstummte die Musik. Kaum bekamen sie die fragenden Mäuler auf als in der Ferne zum Tanz aufgespielt wurde. Drehleier, Horn und Flöte, Tamburin und Dulcimer sangen das Lied der Lust.
Ein Lied, in dem die Krumen der Äcker, die schweren Ernten der Felder und das grüne Licht der sommerlichen Birken zu leben schienen. Sie wogen in einer vibrierenden Melodie, in einem befreienden Rythmus, dem sich keiner entziehen konnte. So hatten sie es in ihrem Leben noch nicht aufspielen gehört und sie erinnerten sich an ihre ersten großen Feste, auf denen sie Lust und Freude schätzen gelernt hatten. Und beinahe wären sie auch zu ihren besten Kleidern gegangen, zu ihren Verstecken mit Wein und Most, den manche unter dicken Tüchern vor Monaten aus der großen Stadt heimgebracht hatten, gegen Käse und Speck getauscht, da man doch von einer baldigen Hochzeit sprach, bei der sich keiner lumpen lassen wollte. Aber nur die Kinder sprangen über den festen Lehm, der wie die Wände der Hütten in einem hellen Braun stand. Die anderen gaben sich nur einem leichten Pendeln hin und staunten über soviel Lust an einem Tag, den ihre Vorfahren doch allein für die Arbeit bestimmt hatten.
Und endlich kam der auf der Haut vibrierende Musik näher. Die Dörfler sahen einen Haufen Spielleute auf einem Wagen mit einem grauen Gaul davor den Weg ins Dorf einbiegen, begleitet von einem Raben, der ihnen den Weg wohl zeigte. Der Kreis löste sich auf als der Werker, die Kuhbäuerin und der Kuhbauer den Weg anführten und Jung und Alt ihnen folgten, im Gemüt freudige Erwartung oder heimliche Sorge. Der graue Wagen der Spielleute hielt und sieben Gestalten sprangen ab, mit schwarzen und weißen Rändern unter den Augen, durch Kutten oder graue Jacken, durch weite feste Schürzen und Röcke geschützt vor den Winden des Herbstes.
Wir bitten um etwas Brot und Wasser, sprach ein hagerer Mann in einer Kutte, die unten voll schweren Lehms. Er hatte eine Menge scharfer Falten um Bart und Augen und einen Mund, der zwischen Schmerz und Freude keine Form fand.
Wir haben ein Lied und eine Geschichte für euch, sagte er mit monotoner Stimme. Sie sind nur für euer Dorf bestimmt. Euer Dorf suche ich schon lange. Nun habe ich es mit meinen treuen Freunden hier gefunden.
Woher kommt ihr? sagte der Werker, der einen Schritt vor tat, um ihm seine Macht zu zeigen.
Aus den Wäldern und den Städten dieses Landes, das sich Melchior nennt, wie ich erfahren mußte.
Habt ihr das schwere Lied gespielt, das uns lockte? sagte die Kuhbäuerin und trat einen Schritt hervor, als wollte sie in seinen vergrabenen Augen eine Antwort zu finden.
Ja.
Was war das für ein Lied?
Wir stehen hier alle auf blutgetränkten Boden und mein Lied, das die Birken euch zugetragen haben, war das Klagen der Kinder, die mit Schwertern und Lanzen getötet wurden, weil sie Kinder der falschen Zeit seien. Darum ist in dem goldenen Korn, aus dem ihr das nährende Brot hier macht, das Blut der Kinder, die kein Grab gefunden haben, darum hört ihr manchmal ein leises Stöhnen beim Dreschen des Korns.
Was spinnst du da zurecht! rief einer.
Willst uns wohl die Narretei in unser gutes Haupt verpflanzen, rief ein anderer.
Ruhe, rief die Kuhbäuerin, die alles wissen wollte und neugierig noch einen Schritt hervortrat. Erzähle. Wer waren die Kinder, die kein Grab gefunden?
Kinder dieses Dorfes hier. Daß ihr euch noch nicht gewundert habt darüber! Es fehlt euch fast ein Alter! So gut haben die Alten vergessen. Sie haben das Morden geduldet.
Unsere Väter und Mütter?!
Ich lebte hier, als ich noch ein Kind war. Ich wäre auch erschlagen, erdolcht und dann verbrannt worden, wenn ich nicht bestimmt gewesen wäre, Euch alles zu erzählen. Ich habe mitgehört, wie sich die Väter und Mütter gegen uns verschworen und die Soldaten bestellt haben, damit sie die falsche Brut vernichten. Sie haben uns verraten. Und ich Kind wollte fliehen aus diesem Dorf, das in einem seltsam grauen Schnee lag und nie mehr helleren gesehen haben soll wie die Raben mir erzählten. Aber ich hatte nicht den Mut und nicht die Kraft bei mir, um fortzugehen. Wohin sollte ich gehen im Winter, wenn nur die Krähen in den Wäldern darauf warteten, an mein dünnes Fleisch zu zupfen! Ich war immer noch im Dorf, als die Soldaten kamen mit ihren rasselnden Rüstungen und scharfen Schwertern. Ich dachte, sie werden es nicht tun und versteckte mich in eine alte schneebedeckte Tonne, die an einer Pfütze lag. Und schneller als erwaretet hörte ich das Beißen der scharfen Hunde und das Schreien meiner Freunde, deren Herzen von heißen Schwertern und Lanzen durchbohrt wurden. Ich lag in der Tonne und hasste mich für meine Feigheit und mein Elend, lag dort in der wimmernden Luft und hörte später nur noch das Schreien der fliehenden Raben, die hier nicht mehr leben wollten und die mir erst sehr viel später den Weg in euer Dorf zeigten.
Der Alte hat die Wahrheit gesagt und keiner hat es verstanden, sagte die Kuhbäuerin und weinte.
Wir müssen unser Dorf verlassen, sagte der Kuhbauer.
Wohin, sagte der Werker. Welcher Teufel will uns hier die Schuld noch geben. Bringe deinen Vater um, dann geht es dir besser.
Willst du weiter dieses Brot noch essen, sagte die Kuhbäuerin und spuckte vor ihm aus.
Es schmeckt, es schmeckt, probier doch!
Aber welchen Weg sollen wir gehen, fragte die Werkerin dem alten Spielmann.
Keiner weiss es.
Die Spielleute bestiegen ihren schmalen Karren und spielten das Lied der klagenden Kinder, die keine Ruhe gefunden haben, und sie fuhren fort auf lehmigen Wegen, denen auch die Kühe und Vögel folgten, ohne auf die Dörfler zu warten.
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Das Auto...
pappelle, 14:33h
... rollte langsam aus. Das Licht und der Motor waren schon
ausgeschaltet. Das einzige was leuchtete, war die Zigarette
in seinem Mund.
Und der Mond.
Und im Mondenschein lag vor ihm, noch feucht, die riesige Fabrikhalle. Es hatte geregnet. Er schaute sich um. Nichts.
Sie hatte die Taschenlampe gerade ausgeschaltet, als sie den Wagen hörte. Langsam waren ihre Blicke dem glänzenden Wagen gefolgt.
Er stieg aus. Die Taschenlampe in der Hand. Langsam den Mantel zuknöpfend, den Kragen hochklappend. Vorsichtig ließ er die Autotür zuschnappen. Die Kiesel knartschten unter seinen Sohlen. Er leuchtete auf die Tür.
Da kam sie von hinten auf ihn zugelaufen. Die Pistole schon in der Hand. Sie schrie.
Mit Angst in den Augen.
Sie schrie.
Sie drückte den Abzug. Ein-, zwei- ,-dreimal! Sie brauchte noch mindestens eine Kugel für sich. Sie wartete einen Augenblick, um zu sehen, ob er auch wirklich tot war. Dann nahm sie die Pistole. Der Lauf, noch warm, verschwand in ihrem Mund. Sie hatte jetzt keine Hemmungen mehr abzudrücken.
Sie drückte ab. Nichts (außer einem Dröhnen). Sie wunderte sich. Das war unmöglich. Sie drückte nochmal ab. Keine Zeit mehr nachzusehen. Wieder nichts. Ein drittes mal. Wieder nichts. Sie nahm die Pistole langsam aus dem Mund. Setzte sich, ohne zu merken, wie feucht es noch war. Sah auf die Pistole. Schoß in die Luft. Mehr als zehnmal. Guckte sich wieder die Pistole an. Lehnte sich langsam zurück und lachte. Langsam, ruhig, betäubt, immer lauter.
Er stand auf. Ging zu ihr rüber und nahm sie glücklich in die Arme.
ausgeschaltet. Das einzige was leuchtete, war die Zigarette
in seinem Mund.
Und der Mond.
Und im Mondenschein lag vor ihm, noch feucht, die riesige Fabrikhalle. Es hatte geregnet. Er schaute sich um. Nichts.
Sie hatte die Taschenlampe gerade ausgeschaltet, als sie den Wagen hörte. Langsam waren ihre Blicke dem glänzenden Wagen gefolgt.
Er stieg aus. Die Taschenlampe in der Hand. Langsam den Mantel zuknöpfend, den Kragen hochklappend. Vorsichtig ließ er die Autotür zuschnappen. Die Kiesel knartschten unter seinen Sohlen. Er leuchtete auf die Tür.
Da kam sie von hinten auf ihn zugelaufen. Die Pistole schon in der Hand. Sie schrie.
Mit Angst in den Augen.
Sie schrie.
Sie drückte den Abzug. Ein-, zwei- ,-dreimal! Sie brauchte noch mindestens eine Kugel für sich. Sie wartete einen Augenblick, um zu sehen, ob er auch wirklich tot war. Dann nahm sie die Pistole. Der Lauf, noch warm, verschwand in ihrem Mund. Sie hatte jetzt keine Hemmungen mehr abzudrücken.
Sie drückte ab. Nichts (außer einem Dröhnen). Sie wunderte sich. Das war unmöglich. Sie drückte nochmal ab. Keine Zeit mehr nachzusehen. Wieder nichts. Ein drittes mal. Wieder nichts. Sie nahm die Pistole langsam aus dem Mund. Setzte sich, ohne zu merken, wie feucht es noch war. Sah auf die Pistole. Schoß in die Luft. Mehr als zehnmal. Guckte sich wieder die Pistole an. Lehnte sich langsam zurück und lachte. Langsam, ruhig, betäubt, immer lauter.
Er stand auf. Ging zu ihr rüber und nahm sie glücklich in die Arme.
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