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Donnerstag, 11. Dezember 2003
Der Einzug
elisabeth, 10:52h
Seit ein paar Tagen brennt in der leerstehenden Wohnung gegenüber jeden Abend Licht. Vor ein paar Monaten ist der letzte Mieter ausgezogen, innerhalb eines Tages, von heute auf morgen, war er mit Sack und Pack verschwunden. Lange waren die Fenster dort drüben dunkel und leer, tot. Aber nun schleppt ein äusserst lebendiger junger Mann Kisten und Körbe in die vereinsamte Wohnung.
Als ich das erste Mal Licht bemerkt habe, habe ich meine Lampen schnell ausgeknipst und heimlich hinüber gestarrt. Habe zugeschaut wie frische Farbe auf ausgeblichene Tapeten traf und hatte fast den Geruch von Wandfarbe in der Nase. Seine geschmeidigen Bewegungen haben mein Auge festgehalten. Die Malerrolle in den Farbeimer tauchen, abstreifen, aufrichten, die Farbe mit senkrechten und waagrechten Streichbewegungen auf die Wand auftragen, zurück zum Eimer. Fliessende und zielgerichtete Bewegungen, flink aber nicht hastig, dynamisch aber ohne Kraftverschwendung. Ich habe geschaut und still gelächelt.
Am zweiten Abend wurde der Farbeimer ins Nebenzimmer getragen. Während ich wieder am Fenster sass, stellte ich mir die Frage, ob er selber dort drüben einziehen wird. Und falls ja, ob er alleine dort wohnen wird.
Am dritten Abend brannte wieder Licht, aber er tauchte lange nicht in einem der Räume auf, die ich einsehen konnte. Ich wollte es fast schon aufgeben, als er mit einem Umzugskarton beladen in das linke Zimmer trat, gefolgt von zwei weiteren jungen Männern, ebenfalls mit Kartons in den Armen. Noch zwei weitere Kartontouren, dann ein Schrank, ein Bett. Kein Doppelbett, ein ganz normales Einzelbett, breit genug für einen, zu schmal um auf Dauer zu zweit darin zu schlafen. Noch ein Schrank, ein paar Kartons, kein weibliches Wesen.
Am vierten Abend liess ich mein Licht brennen und stellte mich ans Fenster. Nicht heimlich, sondern ganz offen, eine freundliche Nachbarin, die mit Interesse den Einzug eines neuen Mieters verfolgt. Zwischen einem Tisch und einer Kommode begegneten sich unsere Blicke. Einen Moment lang kleben wir aneinander, dann tritt ein Kartonträger zwischen uns und er wendet sich ab. Den restlichen Abend huschte sein Blick immer wieder zu mir herüber.
Am fünften Abend war er immer nur kurz in den vorderen Räumen, stellte eine Kiste ab, holte eine Kiste und jedesmal hob er den Kopf und starrte genauso unverblümt zu mir, wie ich zu ihm.
Am sechsten Abend wusch ich mir erst die Haare und zog mich um, bevor ich meinen Posten am Fenster bezog. Als drüben Licht anging, traf mich sofort sein Blick. Er trug saubere Jeans anstatt löcheriger und farbbekleckster Hosen. Er öffnete Kartons, füllte Schränke, verkabelte Lautsprecher, stapelte Bücher und CDs. Als er ein Knäuel Gardinen aus den Tiefen einer Kiste zog, schaute er zu mir rüber. Ich schüttelte langsam verneinend den Kopf. Er warf die Gardinen zurück in die Kiste und schaute mich wieder an. Ich lächelte, er lächelte zurück.
Heute, am siebten Abend, kommt er später als sonst. Frisch geduscht schaut er aus. Er schaut zu mir rüber. Ich mache alle Lampen aus, lasse nur die kleine Schirmlampe in der Fensterbank brennen, stelle eine Flasche Wein und zwei Gläser daneben. Ich presse den mit schwarzem Filzstift beschriebenen Papierbogen an die Fensterscheibe. Bevor ich die Gardinen zuziehe, knöpfe ich mein Hemd auf und lasse es über meine Schultern gleiten.
Ich muss nicht lange auf das Klingeln an meiner Wohnungstür warten.
Als ich das erste Mal Licht bemerkt habe, habe ich meine Lampen schnell ausgeknipst und heimlich hinüber gestarrt. Habe zugeschaut wie frische Farbe auf ausgeblichene Tapeten traf und hatte fast den Geruch von Wandfarbe in der Nase. Seine geschmeidigen Bewegungen haben mein Auge festgehalten. Die Malerrolle in den Farbeimer tauchen, abstreifen, aufrichten, die Farbe mit senkrechten und waagrechten Streichbewegungen auf die Wand auftragen, zurück zum Eimer. Fliessende und zielgerichtete Bewegungen, flink aber nicht hastig, dynamisch aber ohne Kraftverschwendung. Ich habe geschaut und still gelächelt.
Am zweiten Abend wurde der Farbeimer ins Nebenzimmer getragen. Während ich wieder am Fenster sass, stellte ich mir die Frage, ob er selber dort drüben einziehen wird. Und falls ja, ob er alleine dort wohnen wird.
Am dritten Abend brannte wieder Licht, aber er tauchte lange nicht in einem der Räume auf, die ich einsehen konnte. Ich wollte es fast schon aufgeben, als er mit einem Umzugskarton beladen in das linke Zimmer trat, gefolgt von zwei weiteren jungen Männern, ebenfalls mit Kartons in den Armen. Noch zwei weitere Kartontouren, dann ein Schrank, ein Bett. Kein Doppelbett, ein ganz normales Einzelbett, breit genug für einen, zu schmal um auf Dauer zu zweit darin zu schlafen. Noch ein Schrank, ein paar Kartons, kein weibliches Wesen.
Am vierten Abend liess ich mein Licht brennen und stellte mich ans Fenster. Nicht heimlich, sondern ganz offen, eine freundliche Nachbarin, die mit Interesse den Einzug eines neuen Mieters verfolgt. Zwischen einem Tisch und einer Kommode begegneten sich unsere Blicke. Einen Moment lang kleben wir aneinander, dann tritt ein Kartonträger zwischen uns und er wendet sich ab. Den restlichen Abend huschte sein Blick immer wieder zu mir herüber.
Am fünften Abend war er immer nur kurz in den vorderen Räumen, stellte eine Kiste ab, holte eine Kiste und jedesmal hob er den Kopf und starrte genauso unverblümt zu mir, wie ich zu ihm.
Am sechsten Abend wusch ich mir erst die Haare und zog mich um, bevor ich meinen Posten am Fenster bezog. Als drüben Licht anging, traf mich sofort sein Blick. Er trug saubere Jeans anstatt löcheriger und farbbekleckster Hosen. Er öffnete Kartons, füllte Schränke, verkabelte Lautsprecher, stapelte Bücher und CDs. Als er ein Knäuel Gardinen aus den Tiefen einer Kiste zog, schaute er zu mir rüber. Ich schüttelte langsam verneinend den Kopf. Er warf die Gardinen zurück in die Kiste und schaute mich wieder an. Ich lächelte, er lächelte zurück.
Heute, am siebten Abend, kommt er später als sonst. Frisch geduscht schaut er aus. Er schaut zu mir rüber. Ich mache alle Lampen aus, lasse nur die kleine Schirmlampe in der Fensterbank brennen, stelle eine Flasche Wein und zwei Gläser daneben. Ich presse den mit schwarzem Filzstift beschriebenen Papierbogen an die Fensterscheibe. Bevor ich die Gardinen zuziehe, knöpfe ich mein Hemd auf und lasse es über meine Schultern gleiten.
Ich muss nicht lange auf das Klingeln an meiner Wohnungstür warten.
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