Mittwoch, 26. Mai 2004
Mann im Mond
Auf meinem Ausflug in die Äusserste Atmosphäre traf ich den Mann im Mond und zähmte ihn. Ich lockte ihn und er kroch mir zu Füssen. Ich schmeichelte ihm und er glättete die Ozeane und legte sein Angesicht darauf. Ich befahl ihm und er zwang den Himmel zehn unberührte Sterne zu gebären. Ich sprang über die Milchstrasse und er folgte mir mit heraushängender Zunge und weit aufgerissenen Augen. Wir wälzten uns im Schwarz der Nacht und der Mann im Mond lernte gierig kleine Kunststücke. Ich liess ihn Purzelbäume schlagen, auf Wolkenbergen tanzen und die Zwischenräume meiner Zehen lecken und er winselte und pinkelte ein wenig.

Als ich anfing, mich zu langweilen, kehrte ich zurück in mein Versteck und nahm ihn mit. Ich legte mich schlafen und der Mann im Mond hielt vor meinem Bett Wache und sang fremde Lieder. Sein Gesang störte meine Träume und ich befahl ihm, damit aufzuhören, aber er wollte nicht gehorchen und lachte laut und sang fremde Lieder in fremden Sprachen. Da nahm ich mein Messer und stach ihm die Augen aus und Löcher in die Brust bis er verstummte und sein Grinsen verblasste und er nur noch ein Häufchen grauer Staub war. Ich tauchte den Finger in den Staub, bestrich damit meine Stirn und sang meine Lieder bis die Sterne erloschen und der Himmel elendsweiss wurde.

Auf meinem Ausflug in die Äusserste Atmosphäre traf ich den Mann im Mond. Ich habe ihn getötet und nun wissen die Hunde nicht, wenn sie anheulen sollen und sie pinkeln und winseln ein wenig.

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