Von "Moin" bis "Grüß Gott"

Wir hatten gestern wie jeden Mittwoch einen Sprachpraxis Kurs bei unserem irischen Lieblingsdozenten, wegen dem ich gestern meinen selbstdiagnostizierten kleinen angeknacksten Finger nicht von einem Fachmann beäugen ließ. Nach einer grammatischen Wiederholung wurden wir zur Gruppenarbeit verdonnert und in meiner Gruppe war Crying I. Die Aufgabe war, die sieben interessantesten Personen der Geschichte auszuwählen, die einer aus der Gruppe nach 30 Minuten kurz vorstellen sollte. Da ich schon zwei Mal präsentiert hatte, war jemand anders an der Reihe und unsere Wahl fiel auf die arme kleine Crying I. Auf unserem Aufgabenzettel stand, dass wir zu jeder Person begründen sollten, warum sie auf unserer Liste ist. Das hatten wir also so vorbereitet. Zwei Minuten vor Ende der Gruppenarbeit meinte unserer Lieblingsdozent uns mitzuteilen, dass wir uns nur auf eine Persönlichkeit spezialisieren sollten, da die Zeit schneller fortschritt als wir. Crying I, unsere Präsentatorin, wurde plötzlich total nervös, weil sie meinte über keinen der Namen etwas mehr als einen Satz sprechen zu können. Wir hatten u.a. Hitler, Obama, Merkel, Martin Luther King, Johannes Paul II oder Shakespeare auf unserer Liste, und ich behaupte mal alleine aus der Allgemeinbildung heraus kann man wohl über jeden dieser Personen ein paar Worte verlieren. So nicht Crying I. Etwa 30 - 60 Sekunden vor unserem großen Auftritt fing sie tatsächlich an, mitten im Raum voller Studenten plus Dozent, zu weinen. Jemand anderes, die sich anfangs dagegen gewehrt hatte zu präsentieren, sprang spontan für Crying I ein und brachte unsere gesammelten Punkte ganz gut über die Bühne. Vor dreißig Studenten, von denen man mindestens ne Handvoll mit Namen kennt und nem Dozenten, der einen nach seiner kleinen spontanen Rede nichtmal bewertet. Dem geht es nur darum, dass alle möglichst viel Englisch sprechen und auch mal etwas vor einer Gruppe präsentieren. Ich hoffe nicht für Crying I, dass sie Lehrerin werden möchte.