Sonntag, 1. Mai 2011
Laternen-Joe in Osterholz-Scharmbeck
Ich muss ja zugeben, dass ich erst einmal nachschlagen musste wo Osterholz-Scharmbeck überhaupt liegt. Der Ort liegt nördlich von Bremen (mit dem Zug nur 15min), hat einen Bahnhof mit zwei Gleisen, um den es mit Sicherheit an anderen Freitagen im Jahr um 18 Uhr völlig ausgestorben ist. Nur am Tag von Williams und Kates Hochzeit nicht. Ich rede hier allerdings nicht von einer Leinwandübertagung oder einem Festumzug zu Ehren des Brautpaars, nein, am 29.4. spielten in der Stadthalle, die sich nur 5 Gehminuten vom Bahnhof befindet, Die Ärzte ein Konzert unter falschem Namen.

Ich machte mich auf den Weg nachdem William und Kate "I will" sagten und Lieder in Westminster Abbey sangen. Meine Reise sollte über 5 Stunden dauern.

In Osterholz-Scharmbeck angekommen hatte auch gerade der Einlass an der Halle begonnen. Circa 1000 Fans hielten sich noch sehr zivilisiert in der Halle auf, bis es um 20 Uhr losgehen sollte. Es war wirklich eine nette Atmosphäre, kein Geschubse oder unnötiges Gedrängel, keine ausgefahrenen Ellenbogen oder Fingernägel. Zumindest in meiner Ecke rechts vorne nicht.

Das Konzert begann etwas verspätet als der Vorhang fiel und drei Roadies auf der Bühne standen und auf die Instrumente der Ärzte einschlugen. Sie hatten sichtlich Spaß, aber wurden nach einem Lied von den echten Ärzten abgelöst, die erst einmal damit anfingen zu quatschen. Sie standen bestimmt schon fünf Minuten auf der Bühne, als das erste Lied erklang. Opener und auch das zweite Lied waren Stücke von Laternen-Joe, die eigens für diesen Zweck veröffentlicht wurden. Man könnte behaupten das Konzert habe mit dem dritten Lied "Junge" erst richtig begonnen.



Voooohoooon diiiiiiiir hab ich schon viel gehört, du bist wohl hier der Herrscher


Es folgten einige ältere Lieder und auch Songs, die auf früheren Touren noch nie oder schon länger nicht mehr gespielt wurden. Zum Beispiel "Die Wiking-Jugend hat mein Mädchen entführt", "Kein Problem", "Geh mit mir" oder "Am Ende meines Körpers". Auch "Die traurige Ballade von Susi Spakowski" wurde gespielt, was für mich ein Lied mit einer kleinen Geschichte ist. Auf meinem ersten Ärzte Konzert vor zehn Jahren war dies nämlich der einzige Song, den ich nicht kannte und bei dem ich den Text nicht mitsingen konnte. Seitdem erinnert das Lied mich immer an dieses Konzert.



Julia und Jack Laterne


Obwohl ich in der Mitte der Halle gestartet war, fand ich mich nach einiger Zeit in der dritten Reihe wieder und war der Band somit so nah wie schon lange nicht mehr. Ich freute mich außerdem so oder so darüber, die drei Herren mal wieder als Die Ärzte zusammen musizieren zu sehen. Den letzten Auftritt von ihnen sah ich im Juni 2009 auf dem Hurricane Festival, was natürlich einen riesigen Unterschied zu einer Clubtour darstellt.



Sticks und Pleks flogen nur so um mich rum, aber nie auf mich zu.


Der erste Block wurde mit "Uns gehts prima" (toll!), "No Future" sowie "Lied vom Scheitern" und "Unrockbar" als letztes Lied abgerundet. Ich hatte meinen Spaß auf dem Konzert, erfreute mich einfach der Tatsache, welche Band da vorne spielt und hatte einige Perlen, aber auch einige ausgelutschte Lieder (z.B. "Junge") gehört. Meiner Meinung nach kann man letztere auf so einem mehr oder minder exklusiven Konzert noch weiter reduzieren.
Highlights in der ersten Stunde waren die zwei Versionen von "A-Moll", das kurzerhand in andere Noten umgeschrieben wurde (was nicht reibungslos klappte) und die vielen Veränderungen an "No Future", das in den verschiedensten Stilrichtungen vorgetragen wurde.



Jack hatte unglaubliche Ähnlichkeiten mit Rodrigo, auch wenn Jealousy von sich behauptete Rod zu sein.


Der erste Zugabenblock begann wieder mit einem Laternen-Joe Song und bekam mit "Erna P." einen der Höhepunkte des Konzerts. Auch "Der lustige Astronaut" rief Begeisterung auf meiner Seite hervor, da es bei diesem Song häufig zur Publikumsbeteiligung kommt. So auch gestern. Wir sangen "laaa lalalala lalalala", "liii lililili lililili", "luuu lulululu lulululu", "lzzz lzlzlzlz lzlzlzlz" und andere lustige Sachen. In diesem Block sollte auch die Laberfreudigkeit der Band wieder etwas steigen, die wir zu Anfang exzessiv erlebt hatten. Sie spielten auch noch einen vierten Laternen-Joe Song - meinen persönlichen Favoriten, denn der Text (außer dam ständigen Singen des Bandnamens) geht:

Ich traf ihn neulich irgendwo auf einem alten Damenklo
Ich fragte ihn wie gehts denn so Laternen-Joe
Er gab mir lächelnd zu verstehn es würde ihm viel besser gehn
Wenn niemand käm um ihm beim Pinkeln zuzusehen


Auch den Song durfte das Publikum mitgestalten, denn nach jedem "Laternen-Joe" sollten wir die (vorzugsweise linke) Faust in die Luft heben und statt "oi oi oi" wie in der Original Version "Osterholz" rufen. Leider war Jealousy Laterne (Farin) dem Text da oben nicht so mächtig wie ich, weshalb er nur irgendwas ins Mikro summte und ich als einzige in meinem Umkreis sang.



Wieder etwas mehr verbalen Austausch in der Band gab es gegen Ende.



Jealousy nahm für "Laternencharge" und "Friedenspanzer" Jacks Platz ein und schäkerte mächtig mit den weiblichen Fans in der ersten Reihe. Davon gab es auf der rechten Seite erstaunlicherweise gar nicht so viele.


Es waren nicht viele "Laternen"-Rufe nötig, damit die Band zum zweiten Zugabenblock zurück auf die Bühne kam. Die geplanten Lieder boten leider keine Überraschung mehr ("Himmelblau", "Deine Schuld", "Geld", "Schrei nach Liebe"), jedoch passierte noch etwas völlig Spontanes. In der Pogo Menge tat sich offenbar eine Lücke auf und Jealousy fragte was dort passiert sei.Es hieß jemand habe seine Brille verloren, das Konzert wurde unterbrochen. Als die Brille gefunden war, wurde spontan "Buddy Hollys Brille" eingeschoben. Hach.



Laut Bela hatten sie früher schon mal ein Konzert so lange unterbrochen, bis ein verlorener Schlüssel wiedergefunden wurde.


Nach dem Aufruf am Folgetag in Bremen gegen die NPD demonstrieren zu gehen und "Nazis raus"-Rufen folgte das letzte Lied. Das Konzert war nach über zwei Stunden beendet, es wurde schnell Licht an gemacht und angefangen abzubauen. Das bedeutete das Ende von Laternen-Joe, die sich an dem Tag aufgelöst hatten. Und das zum Glück nach dem letzten Lied und nicht wie anfangs gemutmaßt schon vor oder während dem ersten Lied.



In alter Manier schenkte man uns ein "Remember, I love you!"


Mein Fazit: Kein außergewöhnliches Konzert, eine zu erwartende Setlist, aber dennoch nett. Die komplette Setlist gibt es hier.

Das einzige Problem: Die Lage des Ortes. Wir trafen gegen halb Mitternacht in Bremen ein und vertrieben uns rund um den Hauptbahnhof die Zeit bis der erste Zug um 4:19 Uhr Richtung Heimat fuhr. Als die Sonne schon wieder Licht spendete, sahen wir viele sauber geleckte Orte mit Einfamilienhäusern in der scheinbar heilen Welt, Ortsmitten, die City genannt wurden und spannende grüne und gelbe Felder. Ich war sehr froh nach knapp 5 Stunden im Nahverkehr in mein Bett zu fallen. Man wird auch nicht jünger.

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Was einem so als Laie über das Britische Könighaus auffällt.
Die Queen singt "God Save the Queen" nicht mit.

Harry hat O-Beine.

Und woher kommen eigentlich die Blumenkinder?

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