Montag, 2. August 2004
Schwarzer Mond
Die letzten Tage plätschern dahin, als wären sie nichts besonderes, bis die Sonne endgültig hinter den Horizont sinkt und ein gleichgültiger, schwarzer Mond den Himmel zu seinem Reich erklärt. Staunend und ein wenig ängstlich legen die Menschen ihre Köpfe in die Nacken und starren ihn an, den unendlichen, stets gleichbleibenden Mond.
Er verheißt Mystik und Geheimnis, sein dunkles Strahlen absorbiert das letzte bisschen Licht, dass sich noch verzweifelt an die Erde geklammert hat. Und es wird nicht nur dunkel, es wird auch kalt. Die Menschen frieren, das einzige was noch hilft ist Feuer. Denn die Technik hat längst versagt, die Magie des schwarzen Mondes ist alt und kraftvoll, sie lässt alle Waffen der Menschen wertlos werden.
Glockengeläut erklingt, dass die ganze Erde umfängt und dumpf und gleichgültig, ohne auch nur einmal auszusetzen, die letzten Tage der Menschen einläutet. Der Hauch des Todes lässt die Menschen schon als Vorbote vor Angst zittern. Niemand wollte begreifen, niemand wollte es einsehen, bis es zu spät ist: wir waren zu egoistisch, zu gierig, zu grausam und nun tragen wir die Konsequenzen. Bald kommt das Ende. Ob es blutig und schrecklich oder leise und unauffällig sein wird, dass wissen wir nicht. Wir fürchten uns einfach nur, jammern über unsere Taten und wünschten wir könnten sie ungeschehen machen.
Diese letzten Nächte der Menschen schüren einerseits den Hass und andererseits auch den Zusammenhalt. Es ist schon seltsam, wie man sich angesichts der Endgültigkeit verhält, sich doch weiterhin mit Kleinigkeiten beschäftigt.
Gibt es Chancen zu überleben? Kann man fliehen? Oder werden wir alle gemeinsam sterben, wie prophezeit und wie wir es zweifelsohne auch verdient haben?

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