Von "Moin" bis "Grüß Gott"

Jedesmal, wenn ich jemandem vorgestellt werde, der groß und breit ist, erkaltet meine Hand und versteckt sich in der Tasche. Doch es passiert trotzdem: Ein kurzes Nicken und ein "hallo" meines Gegenübers, dann hält er mir die Hand hin. Die Höflichkeit siegt, so dass ein entgegnetes "hallo" nicht ausreicht. Der Körperkontakt muss her. Voller Erfurcht ziehe ich meine Hand aus der Tasche, lege sie in die warme Handfläche des neuen Bekannten und versuche zuzudrücken. Oft bin ich zu spät oder es hilft nichts. Meine Hand wurde schon von der Anderen gequetscht. Ich verziehe meinen Mund und schüttel die Hand, was vom Gegenüber aber nie beachtet wird. So werden die starken Hände weiter in der Welt umhergehen und unschuldige kleine Hände quetschen.

Es kommt immer besser. War ich 2007 noch ein halbes Jahr in einem 3000-Seelen-Dorf, so verbringe ich drei Sommermonate in 2010 in einem 300-Seelen-Dorf.

Heute früh um 8:45 Uhr stand ich an meiner S-Bahn Haltestelle, neben der gerade ein Zirkus für Kinder gastiert. Irgendwas von der AOK mit Slogan "gesunde Kinder - gesunde Zukunft" o.ä.
Noch bevor mein Zug eintraf, ging in dem Zirkuszelt die Musik an: Das rote Pferd. Als wäre das alleine noch nicht schlimm genug, wurden die Kinder auch noch dazu animiert, mitzusingen. Also brüllen die Grundschüler "da hat das rote Pferd, sich einfach umgekehrt ..."
Als ich dachte, es geht kaum schlimmer, stieg in die U-Bahn ein Mädchen ein, dessen Speckrollen es schon schafften, den zu eng geschnallten Gürtel abzuquetschen.

Und die Feuerwehr macht meine Fingernägel kaputt.

Die Kinder haben für mich gebastelt, gemalt und geschrieben.
Ich bekam den "goldenen Tischtennisschläger" für meinen unermüdlichen Einsatz (jeden Nachmittag!) an den Tischtennisplatten, um den Kindern nicht nur das Spielen, sondern auch ganz nebenbei motorische Fähigkeiten und ein faires Miteinander nahe zu bringen. Der Schläger ist selber aus Holz gesägt und mit gold beklebt worden, auf zwei Tischtennisbällen unterschrieben sie alle.
Ein Junge bastelte mir einen Frosch aus vielen Perlen als Anhänger, zwei weitere Kinder malten Bilder und wünschten mir viel Glück für meinen weiteren Lebensweg. ("Das kannst du dir in dein Büro hängen und bei der Arbeit immer drauf gucken.")
Ein Junge sagte bestimmt fünf mal, dass er mich vermissen wird.
Hach.

nennt man sein Kind Däniel und nicht ganz normal Daniel?