Dienstag, 10. August 2004
Gähnende Dunkelheit
endlose Stille
goldene Lichter spielen mit dir
versprechen den Weg
in andere Welten
Traum durch den Tod
überschattet von Gier

Stimmen der Warnung
geheimnisvoll wispernd

im Blut
im Leben
in deinem Geist

zaghafte Zweifel
angstvolle Schatten
die Seele seltsam vereist

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Montag, 2. August 2004
Holz und Wind
Dort war der Wald der wartete bis die Säge an ihn gelegt wurde.
Die Bäume wurden gefahren in ferne Städte und staunten als sie immer kleiner und dünner wurden unter lauten Maschinen. Viele Hände trugen sie rum, klopften Nägel in sie rein, malten sie an als Möbel oder bohrten sie in die Erde zurück als Pfosten. Dort fühlten sie sich am wohlsten... in der Erde zurück, Vögel hüpften auf ihnen rum , Kinder ritzten geheime zeichen der Liebe, des Bundes , der Verschwörung, der nahen fernen Kinderwelt, in sie rein.
Ab und zu, wenn das Holz die Tassen Teller Messer Gabel trug,
und das Fenster offen war,
und der Wind durch das Zimmer streichelte,
war Freude unter den Tellern Schüsseln Vasen Büchern Kleidern...
denn das Holz erkannte die Stimme
und hörte wieder
wie die alten Geschichten die unruhig und gelassen über die Welt streifen
in seinen Blättern raschelten
und die Blätter hören immer noch.

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Samstag, 28. Februar 2004
Allein
Vereinsamt, Allein
Verliebt, verloren
Vergessen sein!!

Die Sehnsucht zehrt an meinem Körper!
Der Schmerz verschlingt mein Sein!

Verliebt, vergangen
Verloren, Allein
Wer befreit mich aus dem Käfig meiner Gefühle?

Komm zurück . . .

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Freitag, 27. Februar 2004
sie und er
jeden tag sehen sie sich - fast jeden tag
das wochenende verbringt jeder auf seine weise.
sie liebt es einsam durch die natur zu schweifen, dem gesang der vögel zu lauschen, den duft der wildblumen zu trinken, die weiße haut der birken zu streicheln, den würzigen atem der kiefern zu spüren, nackt im weichen moos auf einer lichtung zu liegen und ihre haut von der sonne streicheln zu lassen, am bach zu sitzen und den geschichten zu lauschen, die der bach von seinen tagesreisen mitbringt, die mitbringsel zu schauen, mit denen der bach ihr seinen gruß entbietet, das äsende reh in der ferne zu grüßen, das scheu den kopf wendet und davonläuft.
er verbringt sein wochenende in der großen stadt; er wartet schon darauf... ahh - endlich chillen... er pflegt eine stressige woche hinter sich zu haben, sein auto kennt die autobahnen besser als seinen platz in der garage, seine küche bleibt immer kalt, wozu gib es mcdonald's oder den pizza-lieferservice, die kennen ihn schon... die niedliche kleine mieze, die immer samstags liefert, er hätte sie früher gern gefickt, ja... heute hebt sich sein schwanz nicht mal mehr, wenn er maggi in der firma unter ihren rock schaut - und das kleine biest lässt wahrhaftig keine gelegenheit aus, ihn schauen zu lassen... das wochenende ist immer zu kurz... wenn er sich am freitag seinen joint anzündet, denkt er schon wieder daran, dass er am mittwoch einen termin hat, zu dem er das program fertiggestellt haben muss.... und es läuft noch immer nicht sicher, denkt er, verdammt...

am montag sind sie wieder in einem gebäude... er grüßt sie zerstreut, ohne sie wahrzunehmen... er sieht nicht, dass sie die jahreszeiten förmlich lebt, indem sie deren farben und düfte in sich aufnimmt - im frühling eine schneeglöckchenspange und ein armband, das an krokusse erinnert, pastellfarben.... im sommer glüht auch sie in den tiefen farben der blüten, sie duftet nach rose und nelken; im herbst erstrahlt sie braun und golden und purpurrot wie das laub, im winter ist sie weiße und schwärze; ihr lange schwarzes haar ist zu einem knoten gebunden

so viele jahre schon leben sie nebeneinander her und kennen noch nicht einmal ihre namen richtig.... heißt sie anna... so ähnlich war's doch, irgendwas altmodisches, denkt er, wieso denk' ich an sie? was geht sie mich an? gestern die besprechung der beiden arbeitsgruppen - ein paar mal hatte sie herübergeschaut.... er hatte flüchtig zurückgeschaut.... kein platz für solche spielchen, ich bin sowieso schon wieder im verzug.... auf dem anrufbeantworter, den er noch immer jeden abend abhört, sind wieder einmal nur anrufe die er sofort dem orkus überantwortet... american express mit einem neuen angebot, ein zeitungsverlag, tante mira mit ihrer wöchentlichen "wie geht's dir?" und eine stimme, die er nicht zu kennen glaubt, eine sehr weibliche, werbende stimme....
sie denkt im gleichen augenblick auch an ihn.... er merkt es nicht, denkt sie, nicht einmal meinen namen kennt er.... und gestern hat er nur flüchtig zurückgeschaut, als ich endlich mal den mut hatte ihn anzuschauen.... so viele jahre schon leben wir nebeneinander her und er kennt noch nicht einmal meinen namen, denkt sie verzweifelt - und ich weiß fast alles von ihm... ob er zurückrufen wird
unser beider leben könnte sich verbinden, denkt sie, sie stellt sich vor, wie sie beide zusammen auf der lichtung liegen, wie sie sich leidenschaftlich umarmen, wie sie beide am bach sitzen....
ob er zurückrufen wird?

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Mittwoch, 25. Februar 2004
bevor ich sterbe
noch einmal fühlen
die wärme des lebens
damit doch einige sehen:
es ist warm
und es kann warm sein

bevor ich sterbe
noch einmal eintauchen
in liebe
damit sie sagen:
das gibt es
das wird es geben.

noch einmal erzählen
vom glück der hoffnung auf glück
damit möglichst viele sagen:
das war es
das kommt wieder

in gedenken an erich fried...

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Sonntag, 22. Februar 2004
realität?
realität ist eine lücke, ein leerer fleck, der durch das definiert wird was ihn umgibt.
sie ist die viel zu kalte heizung neben der man früh an einem wintermorgen erwacht. sie ist der zu laute und kaputte wasserhahn, die zahnpasta die einem von der zahnbürste fällt. sie ist der regentropfen, der einem die nasenspitze kitzelt, wenn man zum himmel schaut und feststellt dass man seinen schirm vergessen hat und heute eigentlich auch gar keinen regen möchte. sie ist die verpasste bahn, das lächeln des zeitungsjungen, das letzte multivitamin bonbon in der tüte. sie ist der gerissene schnürsenkel den man gerade fester ziehen wollte um einen kurzen sprint einzulegen. sie ist die tote taube die auf dem kopfsteinpflaster auf dem burgplatz liegt. sie ist ein blutfleck auf weissen leinen. sie ist die leere schachtel schlaftabletten, die ein junges mädchen zuvor zu sich genommen hat. sie ist der regen, der gegen das fenster trommelt, die seile die im sturm gegen den fahnenmast schlenkern. realität ist ein stein in unserem kopf.

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Sonntag, 8. Februar 2004
wieder vollmond...

mondwerk

herzlich willkommen
getreuer begleiter der nacht
ein freund bist du
ein bote der inspiration

husch fort gewölk
weisst du nicht was du tust
walle dahin und lass
dem antlitz des mondes den platz

wenn die nacht lau wird, dann erzählt er
der trabant, er erzählt von dem
was geschehen, was er sieht
der himmel wird rot

auf dem moos perlt der tau
es scheint er blitzet auf
ein gedanke ist geboren
es schimmert der tag

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Sonntag, 4. Januar 2004
Ob es das wirklich war?
Früher haben wir viel gelacht. Gemeinsam Einsamkeiten ausgetauscht. Und Träume und Zukunft...
Du hast den Plan verworfen...
Da begannen wir zu sterben. Jeden Tag aufs Neue.
Ich habe aufgehört zu rauchen. Ich würde nicht sagen, dass es nicht mehr schmeckte. Ich würde wohlwollend formulieren, dass ich nicht mehr abhängig sein wollte.
Das ist gelogen.
Du bist immer abhängig. Von anderen Dingen, von anderen Menschen, von dir selbst.
Versuch es mir doch nicht auszureden, ich weiß Bescheid.
Das Gras schmeckt gut. Ab und zu...
Du glaubst, du kannst fliegen, du tust es...
Im Traum bin ich geflogen, raus aus dieser Welt und alles was du findest ist nur noch mehr „andere Welt“, die dich für kurze Zeit befriedigt. Und dann kommt die Gier nach mehr und mehr und mehr...
Du willst immer mehr...
Ich habe aufgehört zu wollen...
Perspektivische Verzerrung deiner Selbst.
Du lachst, obwohl du weinen willst. Du sprichst, obwohl du schweigen willst. Du rennst, obwohl du weißt, dass nach der nächsten Kurve der Tod namens „Endgültigkeit“ wartet.
Wir haben uns aneinander gewöhnt. Ja ich glaube, das ist der richtige Ausdruck. „Gewöhnt“. Du gewöhnst dich an viele Dinge. Wenn du willst, wenn du musst. Irgendwann merkst du, dass du nicht mehr willst. Und dann fragst du dich, ob es das war?

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