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Sonntag, 21. Dezember 2003
geist, ein kleiner...
pappelle, 00:31h
was menschen am tage erfreut
erlischt wenn die Nacht anbricht
was das tier am tag bereut
hat der mensch angericht´
wenn der geist zum leben zweimal fragt
so ist sein erscheinen bereits geplagt
war das wesen freundlich und hell
so ist sein Sterben nunmehr schnell
dieser mensch im eignen morden
ist ein kleingeist geworden
erlischt wenn die Nacht anbricht
was das tier am tag bereut
hat der mensch angericht´
wenn der geist zum leben zweimal fragt
so ist sein erscheinen bereits geplagt
war das wesen freundlich und hell
so ist sein Sterben nunmehr schnell
dieser mensch im eignen morden
ist ein kleingeist geworden
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Mittwoch, 17. Dezember 2003
unglück
pappnase, 23:48h
ich will es einmal so zu formulieren versuchen: nicht in einer unglücklichen welt bin ich aufgewachsen, sondern in einer verlogenen. und wenn eine sache nur so recht verlogen ist, so braucht man auf das ünglück auch nicht allzulang warten, das kommt dann schon ganz von selbst...
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Fenster
pappnase, 01:45h
Sie hatten keine Gardinen vor den Fenstern, und so konnte man sie ohne weiteres beobachten. Natürlich stritten sie. Sie stritten immer. Fast meinte man, sein Fluchen und ihr Keifen zu hören.
Warum mußten sie ihren Streit immer in der Öffentlichkeit austragen? Warum konnten sie sich nicht endlich fensterverdeckende Stoffe zulegen, damit man nicht permanent gezwungen war, ihren Familienkrieg zu verfolgen?
Ich hasste es, sie beobachten zu müssen.
Jetzt schlug er sie sogar. Ja, es schien im zu gefallen, wenn seine Hand auf ihre Wange klatschte und das aus ihren Augen schiessende Wasser auseinander trieb. Sie schien zu maulen, was zur Folge hatte, dass seine Hand wieder Striemen in ihr quengelndes Gesicht zog.
Sie war nicht mehr zu sehen, wie jedes Mal nach der zweiten Ohrfeige. Sicherlich hatte sie nachgegeben und war nun auf dem Weg, seine Pantoffeln zu holen und sein Essen zu kochen.
Er sah aus dem Fenster, schien nach Zeugen Ausschau zu halten und blickte zu mir herüber. Einen Augenblick schaute er erstaunt. Dann grinste er und präsentierte seinen Mittelfinger, war stolz auf ihn, als handele es sich dabei um eine wertvolle, äußerst seltene Statue, bevor er sich abwendete.
Bald darauf sah man ihn mit einer Flasche Bier vor dem Fernseher sitzen. Von ihr war nichts zu sehen. Möglicherweise bügelte sie in der Küche oder im Schlafzimmer und sang dabei. Das sollte sie besser nicht tun. Das Singen würde ihn stören und dann ginge alles wieder von vorne los. Vielleicht saugte sie aber auch. Das wäre noch schlimmer. Das würde ihn sehr wütend machen. Hoffentlich hörte sie keine Musik, fönte nicht ihr Haar. Das würde erneut Schläge bescheren.
Da nichts geschah, war es wahrscheinlich, dass sie zu Bett gegangen war. Vielleicht träumte sie von seinem besten Freund, mit dem sie sicherlich ein Verhältnis hatte und der so ganz anders war, der sie nur schlug, wenn es wirklich nötig war, und es war oft nötig, und der zu ihr kam, wenn er seine Skatabende hatte. Vielleicht redete sie im Schlaf. Er würde es hören und dann würde er den Stock aus dem Keller holen, mit dem er früher Ratten erschlagen hatte, die in den Keller eingedrungen waren.
Nein, es tat sich nichts. Wie tot saß er in seinem Sessel. Wenn er am Bier erstickt wäre, würde sie ihn morgen früh finden, würde lachen oder vielleicht doch weinen, weil nun niemand mehr da wäre, der sie durchs Leben schlug. Hin und wieder würden ihre Wangen brennen und dann würde sie ihn vermissen. Von seiner Mutter würde sie Drohanrufe erhalten, da diese davon ausgehen würde, dass sie ihn umgebracht hätte. Sicher hielt seine Mutter sie ohnehin für eine Schlampe. Die Nachbarn würden tuscheln und dann würden immer ihre Wangen brennen. Wohlmöglich würde sie sich dann Gardinen kaufen.
Er erhob sich aus seinem Sessel. Wahrscheinlich spürte er, dass ihre Wangen und seine Hände brannten, und dann war es wieder einmal an der Zeit. Noch einmal blickte er aus dem Fenster, sah abermals zu mir herüber, und ich präsentierte ihm den Mittelfinger, weniger stolz, als er es getan hätte, doch zufrieden. Dann zog ich die Gardinen vor das Fenster und ging zu Bettt
Warum mußten sie ihren Streit immer in der Öffentlichkeit austragen? Warum konnten sie sich nicht endlich fensterverdeckende Stoffe zulegen, damit man nicht permanent gezwungen war, ihren Familienkrieg zu verfolgen?
Ich hasste es, sie beobachten zu müssen.
Jetzt schlug er sie sogar. Ja, es schien im zu gefallen, wenn seine Hand auf ihre Wange klatschte und das aus ihren Augen schiessende Wasser auseinander trieb. Sie schien zu maulen, was zur Folge hatte, dass seine Hand wieder Striemen in ihr quengelndes Gesicht zog.
Sie war nicht mehr zu sehen, wie jedes Mal nach der zweiten Ohrfeige. Sicherlich hatte sie nachgegeben und war nun auf dem Weg, seine Pantoffeln zu holen und sein Essen zu kochen.
Er sah aus dem Fenster, schien nach Zeugen Ausschau zu halten und blickte zu mir herüber. Einen Augenblick schaute er erstaunt. Dann grinste er und präsentierte seinen Mittelfinger, war stolz auf ihn, als handele es sich dabei um eine wertvolle, äußerst seltene Statue, bevor er sich abwendete.
Bald darauf sah man ihn mit einer Flasche Bier vor dem Fernseher sitzen. Von ihr war nichts zu sehen. Möglicherweise bügelte sie in der Küche oder im Schlafzimmer und sang dabei. Das sollte sie besser nicht tun. Das Singen würde ihn stören und dann ginge alles wieder von vorne los. Vielleicht saugte sie aber auch. Das wäre noch schlimmer. Das würde ihn sehr wütend machen. Hoffentlich hörte sie keine Musik, fönte nicht ihr Haar. Das würde erneut Schläge bescheren.
Da nichts geschah, war es wahrscheinlich, dass sie zu Bett gegangen war. Vielleicht träumte sie von seinem besten Freund, mit dem sie sicherlich ein Verhältnis hatte und der so ganz anders war, der sie nur schlug, wenn es wirklich nötig war, und es war oft nötig, und der zu ihr kam, wenn er seine Skatabende hatte. Vielleicht redete sie im Schlaf. Er würde es hören und dann würde er den Stock aus dem Keller holen, mit dem er früher Ratten erschlagen hatte, die in den Keller eingedrungen waren.
Nein, es tat sich nichts. Wie tot saß er in seinem Sessel. Wenn er am Bier erstickt wäre, würde sie ihn morgen früh finden, würde lachen oder vielleicht doch weinen, weil nun niemand mehr da wäre, der sie durchs Leben schlug. Hin und wieder würden ihre Wangen brennen und dann würde sie ihn vermissen. Von seiner Mutter würde sie Drohanrufe erhalten, da diese davon ausgehen würde, dass sie ihn umgebracht hätte. Sicher hielt seine Mutter sie ohnehin für eine Schlampe. Die Nachbarn würden tuscheln und dann würden immer ihre Wangen brennen. Wohlmöglich würde sie sich dann Gardinen kaufen.
Er erhob sich aus seinem Sessel. Wahrscheinlich spürte er, dass ihre Wangen und seine Hände brannten, und dann war es wieder einmal an der Zeit. Noch einmal blickte er aus dem Fenster, sah abermals zu mir herüber, und ich präsentierte ihm den Mittelfinger, weniger stolz, als er es getan hätte, doch zufrieden. Dann zog ich die Gardinen vor das Fenster und ging zu Bettt
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Sonntag, 14. Dezember 2003
Was ist der Sinn des Lebens ?
pappelle, 01:46h
Die Frage stellte sich plötzlich, und ich war ganz unvorbereitet.
Mein Gehirn hatte sich zuvor stets geweigert, solche Fragen in das große Repertoire der Gedanken aufzunehmen. Nun schien es sich besonnen zu haben, hatte die Dringlichkeit einer Jagd auf Antwort erkannt. Dieser rasche Sinneswandel stimmte mich nachdenklich und ich wunderte mich, dass diese doch so elementare Frage bisher vergeblich an die Pforten meines Kopfes gehämmert hatte. Es glich dem Sturm auf die Bastille. Eine kleine Revolution. Mein Gehirn arbeitete rasch, suchten jeden einzelnen Speicher ab, bemühten jeden Byte und blieb mir doch die Antwort schuldig.
Die Suche mußte also über andere Pfade laufen. Die einfachste schien die Jagd nach neuen Eindrücken zu sein. Man machte sich also auf den Weg.
Neue Einblicke, neue Einsichten, Ansichten... die Antwort jedoch war nirgends zu finden. Nun war guter Rat teuer. Man reichte die Frage weiter, hoffte auf das Wissen und die Erfahrung anderer lebender Kreaturen. Doch diese schienen im Grunde genommen nicht weiser als man selbst.
Die Frage aber wollte keinen Aufschub gewähren, weigerte sich, in den frühzeitigen Ruhestand zu treten, nein, sie wollte auf der Stelle mit einer plausiblen Antwort vermählt werden.
Was sollte ich nun tun, da ich selbst zum Trauzeugen ernannt worden war?
Eine Ratte lief mir über den Weg, und ich wagte, die Frage auszusprechen.
"Was", so antwortete die Ratte verwundert, "quält dich der Gedanke? Wieso interessiert es dich, darüber mehr zu erfahren? Ich muss mich doch sehr wundern. Da haltet ihr Menschen euch für so weise und seid dennoch nicht in der Lage, Wesentliches von Irrelevantem zu trennen. Ich muss mich wahrlich wundern."
`Nun´, so dachte ich bei mir, getraute mich aber nicht, es verlauten zu lassen, `was kann man von einer Ratte schon erwarten´.
Kurz darauf begegnete ich einer Möwe. Auch ihr stellte ich die mich quälende Frage und hoffte inständig auf Antwort.
"Dummes Gerede", so sprach das Federvieh. "Spanne deine Flügel aus und entfliehe diesen seltsamen Gedanken."
"Aber ich kann nicht fliegen", musste ich fast beschämt eingestehen.
"Wenn du nicht einmal das beherrschst, wäre es wohl sinnvoller, sich darum zu sorgen." Die Möwe breitete die Flügel aus und entschwand meinem Blick. `Die Möwen´, so sagte ich mir, `sind ähnlich dumm wie die Ratten´.
Mein Weg führte mich weiter zum Bau eines Maulwurfs, der seinen Kopf aus dem Fenster herausstreckte. Ich sprach ihn an und bat ihn, mir sein Wissen zu offenbahren.
"Was soll ich dir sagen, mein Freund", setzte er an. "In deine Welt genieße ich keine Einblicke, bin ich doch blind. Frage mich über die Erde, ihre Temperatur, ihren Körper, ihren Geschmack und ihre Bewohner aus, und ich werde dir sagen, was ich weiß."
Ich verließ den Maulwurf, ohne ihm dankend zuzunicken, da er es ohnehin nicht hätte sehen können, im Falle, dass er die Wahrheit gesprochen hatte, und setzte meine Suche fort.
Die Blumen auf einer Wiese, die sich im Wind graziös wiegten, schienen mir intelligent genug, um mir helfen zu können.
"Was interessiert uns das." Sie sahen mich verächtlich an. "Tun wir nicht genug damit, dass wir unsere Blüten hegen und pflegen und dir unsere Schönheit nicht vorenthalten? Was erwartest du von uns?"
Ein Fuchs kam des Weges und hielt inne, als er mich bei den Blumen stehend erblickte. "Halt dich nicht mit diesen hochmütigen und dummen Geschöpfen auf", riet er mir. "Wenn es dich nach Wissen gelüstet, so wende dich vertrauensvoll an mich, teurer Freund. Ich werde dein schweres Herz erleichtern. Nicht umsonst nennt man mich das schlauste aller Tiere."
`Endlich`, dachte ich voller Freude, `habe ich jemanden gefunden, der mir wird weiterhelfen können`, und sprach daher die Frage offen aus.
"Lass mich nachdenken. Nur einen Moment", sagte der Fuchs und setzte sich nieder, um zu sinnieren. Es holte eine Pfeife hervor, steckte sie an und zog genüßlich daran.
`Er sieht aus wie ein Gelehrter`, ging es mir durch den Kopf und ich verhielt mich still, um ihn nicht in seinen Überlegungen zu stören.
"Nun ja, werter Freund", begann er nach einiger Zeit, "dies ist wirklich ein sehr komplizierter Fall. Ich glaube, dass selbst mein unermeßliches Wissen hier nicht auszureichen vermag. Es tut mir schrecklich leid." Damit stand er auf und ging seines Weges.
Enttäuscht erhob auch ich mich und bewegte mich weiter in der Hoffnung, doch noch jemanden zu finden, der ein wenig schlauer als der Fuchs sein könnte.
Zu guter letzt kreuzte noch ein Mensch meinen Weg. `Jetzt habe ich mich so weit herabgelassen`, sagte ich mir, `habe mit Ratten, Möwen, Maulwürfen, Blumen und Füchsen gesprochen, nun macht es auch nichts mehr, wenn ich das Menschlein auch noch frage`.
"Was soll diese Fragerei", raunte er mich an. "Schnüffler sind mir zuwider."
Weit holte er aus, und wollte mir, so erschien es beinahe, einen Schlag für meine unverschämte und vielleicht allzu neugierige Frage versetzen. Meine Beine, die noch nie davon angetan waren, große Mühe auf sich zu nehmen, versagten mir auch dieses Mal den Dienst, und so mißlang die vorzeitig Flucht und die Faust des Menschen fand mein Gesicht. Am Boden liegend sah ich ihn fortgehen.
Nachdem es mir gelungen war, mich wackligen Knies in die Höhe gewuchtet zu haben, und ich mir den Staub aus den Hosen geschüttelt hatte, ging ich betrübt und reichlich deprimiert den Weg zurück, den ich gekommen war.
Wieder kam ich am Haus des Maulwurfs vorbei. Er saß nicht mehr am Fenster und schien auch nicht in der Nähe zu sein.
Nachdem ich mich einmal kurz zu allen Seiten umgeblickt hatte, hob ich meinen Fuss und trat das kleine Haus entzwei.
Die Ratte kam vorbei und erblickte mich lachend an den Ruinen des Maulwurfhauses, das meinem Tritt natürlich nicht stand gehalten hatte.
"Ich mochte den Maulwurf noch nie sonderlich", murmelte sie vor sich hin und jaulte kurz darauf, als mein Fuss sie am Hinterteil traf. Während sie jammernd unter einem Baumstumpf verschwand, nahm ich das kleine Fenster des Maulwurfhauses an mich, blickte durch die getönten Scheiben und steckte es in meine Tasche, wo ich es daheim wieder herauszog und statt eines Berichtes in mein Tagebuch legte mit dem Untertitel "Der Sinn des Lebens."
Mein Gehirn hatte sich zuvor stets geweigert, solche Fragen in das große Repertoire der Gedanken aufzunehmen. Nun schien es sich besonnen zu haben, hatte die Dringlichkeit einer Jagd auf Antwort erkannt. Dieser rasche Sinneswandel stimmte mich nachdenklich und ich wunderte mich, dass diese doch so elementare Frage bisher vergeblich an die Pforten meines Kopfes gehämmert hatte. Es glich dem Sturm auf die Bastille. Eine kleine Revolution. Mein Gehirn arbeitete rasch, suchten jeden einzelnen Speicher ab, bemühten jeden Byte und blieb mir doch die Antwort schuldig.
Die Suche mußte also über andere Pfade laufen. Die einfachste schien die Jagd nach neuen Eindrücken zu sein. Man machte sich also auf den Weg.
Neue Einblicke, neue Einsichten, Ansichten... die Antwort jedoch war nirgends zu finden. Nun war guter Rat teuer. Man reichte die Frage weiter, hoffte auf das Wissen und die Erfahrung anderer lebender Kreaturen. Doch diese schienen im Grunde genommen nicht weiser als man selbst.
Die Frage aber wollte keinen Aufschub gewähren, weigerte sich, in den frühzeitigen Ruhestand zu treten, nein, sie wollte auf der Stelle mit einer plausiblen Antwort vermählt werden.
Was sollte ich nun tun, da ich selbst zum Trauzeugen ernannt worden war?
Eine Ratte lief mir über den Weg, und ich wagte, die Frage auszusprechen.
"Was", so antwortete die Ratte verwundert, "quält dich der Gedanke? Wieso interessiert es dich, darüber mehr zu erfahren? Ich muss mich doch sehr wundern. Da haltet ihr Menschen euch für so weise und seid dennoch nicht in der Lage, Wesentliches von Irrelevantem zu trennen. Ich muss mich wahrlich wundern."
`Nun´, so dachte ich bei mir, getraute mich aber nicht, es verlauten zu lassen, `was kann man von einer Ratte schon erwarten´.
Kurz darauf begegnete ich einer Möwe. Auch ihr stellte ich die mich quälende Frage und hoffte inständig auf Antwort.
"Dummes Gerede", so sprach das Federvieh. "Spanne deine Flügel aus und entfliehe diesen seltsamen Gedanken."
"Aber ich kann nicht fliegen", musste ich fast beschämt eingestehen.
"Wenn du nicht einmal das beherrschst, wäre es wohl sinnvoller, sich darum zu sorgen." Die Möwe breitete die Flügel aus und entschwand meinem Blick. `Die Möwen´, so sagte ich mir, `sind ähnlich dumm wie die Ratten´.
Mein Weg führte mich weiter zum Bau eines Maulwurfs, der seinen Kopf aus dem Fenster herausstreckte. Ich sprach ihn an und bat ihn, mir sein Wissen zu offenbahren.
"Was soll ich dir sagen, mein Freund", setzte er an. "In deine Welt genieße ich keine Einblicke, bin ich doch blind. Frage mich über die Erde, ihre Temperatur, ihren Körper, ihren Geschmack und ihre Bewohner aus, und ich werde dir sagen, was ich weiß."
Ich verließ den Maulwurf, ohne ihm dankend zuzunicken, da er es ohnehin nicht hätte sehen können, im Falle, dass er die Wahrheit gesprochen hatte, und setzte meine Suche fort.
Die Blumen auf einer Wiese, die sich im Wind graziös wiegten, schienen mir intelligent genug, um mir helfen zu können.
"Was interessiert uns das." Sie sahen mich verächtlich an. "Tun wir nicht genug damit, dass wir unsere Blüten hegen und pflegen und dir unsere Schönheit nicht vorenthalten? Was erwartest du von uns?"
Ein Fuchs kam des Weges und hielt inne, als er mich bei den Blumen stehend erblickte. "Halt dich nicht mit diesen hochmütigen und dummen Geschöpfen auf", riet er mir. "Wenn es dich nach Wissen gelüstet, so wende dich vertrauensvoll an mich, teurer Freund. Ich werde dein schweres Herz erleichtern. Nicht umsonst nennt man mich das schlauste aller Tiere."
`Endlich`, dachte ich voller Freude, `habe ich jemanden gefunden, der mir wird weiterhelfen können`, und sprach daher die Frage offen aus.
"Lass mich nachdenken. Nur einen Moment", sagte der Fuchs und setzte sich nieder, um zu sinnieren. Es holte eine Pfeife hervor, steckte sie an und zog genüßlich daran.
`Er sieht aus wie ein Gelehrter`, ging es mir durch den Kopf und ich verhielt mich still, um ihn nicht in seinen Überlegungen zu stören.
"Nun ja, werter Freund", begann er nach einiger Zeit, "dies ist wirklich ein sehr komplizierter Fall. Ich glaube, dass selbst mein unermeßliches Wissen hier nicht auszureichen vermag. Es tut mir schrecklich leid." Damit stand er auf und ging seines Weges.
Enttäuscht erhob auch ich mich und bewegte mich weiter in der Hoffnung, doch noch jemanden zu finden, der ein wenig schlauer als der Fuchs sein könnte.
Zu guter letzt kreuzte noch ein Mensch meinen Weg. `Jetzt habe ich mich so weit herabgelassen`, sagte ich mir, `habe mit Ratten, Möwen, Maulwürfen, Blumen und Füchsen gesprochen, nun macht es auch nichts mehr, wenn ich das Menschlein auch noch frage`.
"Was soll diese Fragerei", raunte er mich an. "Schnüffler sind mir zuwider."
Weit holte er aus, und wollte mir, so erschien es beinahe, einen Schlag für meine unverschämte und vielleicht allzu neugierige Frage versetzen. Meine Beine, die noch nie davon angetan waren, große Mühe auf sich zu nehmen, versagten mir auch dieses Mal den Dienst, und so mißlang die vorzeitig Flucht und die Faust des Menschen fand mein Gesicht. Am Boden liegend sah ich ihn fortgehen.
Nachdem es mir gelungen war, mich wackligen Knies in die Höhe gewuchtet zu haben, und ich mir den Staub aus den Hosen geschüttelt hatte, ging ich betrübt und reichlich deprimiert den Weg zurück, den ich gekommen war.
Wieder kam ich am Haus des Maulwurfs vorbei. Er saß nicht mehr am Fenster und schien auch nicht in der Nähe zu sein.
Nachdem ich mich einmal kurz zu allen Seiten umgeblickt hatte, hob ich meinen Fuss und trat das kleine Haus entzwei.
Die Ratte kam vorbei und erblickte mich lachend an den Ruinen des Maulwurfhauses, das meinem Tritt natürlich nicht stand gehalten hatte.
"Ich mochte den Maulwurf noch nie sonderlich", murmelte sie vor sich hin und jaulte kurz darauf, als mein Fuss sie am Hinterteil traf. Während sie jammernd unter einem Baumstumpf verschwand, nahm ich das kleine Fenster des Maulwurfhauses an mich, blickte durch die getönten Scheiben und steckte es in meine Tasche, wo ich es daheim wieder herauszog und statt eines Berichtes in mein Tagebuch legte mit dem Untertitel "Der Sinn des Lebens."
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Freitag, 12. Dezember 2003
Am Ende weiss es nur die Zeit
pappelle, 22:32h
Es war einmal eine Insel, wo alle verschiedenen Gefühle lebten.
Das Glück, die Traurigkeit, das Wissen und all die Anderen..... auch die Liebe.
Eines Tages meldete man den Gefühlen, dass die Insel sinken wird. So bereiteten sie ihre Schiffe vor und verließen die Insel. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment bleiben.
Als die Insel unterging, rief sie um Hilfe. Der Reichtum war in der Nähe mit einem Luxusschiff.
Die Liebe fragte ihn: Reichtum, kannst du mir helfen? - Nein, weil ich zuviel Geld und Gold auf meinem Schiff habe, so hab ich keinen Platz für dich.
Die Liebe fragte sodann den Hochmut um Hilfe, der auch in der Nähe mit seinem wunderschönen Boot vorbeifuhr. Ich kann dir nicht helfen. Du bist ganz naß, du könntest mein Schiff beschmutzen.
Als die Traurigkeit nicht weit vorbeisegelte, fragte die Liebe: Traurigkeit, laß mich mit dir gehen! Oooh... Liebe, ich bin soo traurig, ich möchte besser alleine bleiben. Auch das Glück ist weiter gefahren. Es war sooo glücklich, dass es die Liebe nicht hörte...
Und plötzlich hörte die Liebe eine Stimme: Komm, komm mit!Ich nehm dich mit. Das war ein alter Mann, der gesprochen hatte. Die Liebe war so glücklich, so zufrieden, dass es nicht nach seinem Namen gefragt hat.
Als beide auf festem Boden ankamen, ging der Alte weg. Die Liebe merkte, wieviel es dem Alten schuldete und fragte das Wissen: Wer hat mir geholfen?
Das war die Zeit, antwortete das Wissen. Die Zeit?!?, fragte die Liebe, aber warum hat die Zeit mich gerettet?
Das Wissen lächelte weise und antwortete ihr: Weil nur die Zeit verstehen kann, wie wichtig Liebe im Leben ist.....
Das Glück, die Traurigkeit, das Wissen und all die Anderen..... auch die Liebe.
Eines Tages meldete man den Gefühlen, dass die Insel sinken wird. So bereiteten sie ihre Schiffe vor und verließen die Insel. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment bleiben.
Als die Insel unterging, rief sie um Hilfe. Der Reichtum war in der Nähe mit einem Luxusschiff.
Die Liebe fragte ihn: Reichtum, kannst du mir helfen? - Nein, weil ich zuviel Geld und Gold auf meinem Schiff habe, so hab ich keinen Platz für dich.
Die Liebe fragte sodann den Hochmut um Hilfe, der auch in der Nähe mit seinem wunderschönen Boot vorbeifuhr. Ich kann dir nicht helfen. Du bist ganz naß, du könntest mein Schiff beschmutzen.
Als die Traurigkeit nicht weit vorbeisegelte, fragte die Liebe: Traurigkeit, laß mich mit dir gehen! Oooh... Liebe, ich bin soo traurig, ich möchte besser alleine bleiben. Auch das Glück ist weiter gefahren. Es war sooo glücklich, dass es die Liebe nicht hörte...
Und plötzlich hörte die Liebe eine Stimme: Komm, komm mit!Ich nehm dich mit. Das war ein alter Mann, der gesprochen hatte. Die Liebe war so glücklich, so zufrieden, dass es nicht nach seinem Namen gefragt hat.
Als beide auf festem Boden ankamen, ging der Alte weg. Die Liebe merkte, wieviel es dem Alten schuldete und fragte das Wissen: Wer hat mir geholfen?
Das war die Zeit, antwortete das Wissen. Die Zeit?!?, fragte die Liebe, aber warum hat die Zeit mich gerettet?
Das Wissen lächelte weise und antwortete ihr: Weil nur die Zeit verstehen kann, wie wichtig Liebe im Leben ist.....
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Donnerstag, 11. Dezember 2003
Der Einzug
elisabeth, 10:52h
Seit ein paar Tagen brennt in der leerstehenden Wohnung gegenüber jeden Abend Licht. Vor ein paar Monaten ist der letzte Mieter ausgezogen, innerhalb eines Tages, von heute auf morgen, war er mit Sack und Pack verschwunden. Lange waren die Fenster dort drüben dunkel und leer, tot. Aber nun schleppt ein äusserst lebendiger junger Mann Kisten und Körbe in die vereinsamte Wohnung.
Als ich das erste Mal Licht bemerkt habe, habe ich meine Lampen schnell ausgeknipst und heimlich hinüber gestarrt. Habe zugeschaut wie frische Farbe auf ausgeblichene Tapeten traf und hatte fast den Geruch von Wandfarbe in der Nase. Seine geschmeidigen Bewegungen haben mein Auge festgehalten. Die Malerrolle in den Farbeimer tauchen, abstreifen, aufrichten, die Farbe mit senkrechten und waagrechten Streichbewegungen auf die Wand auftragen, zurück zum Eimer. Fliessende und zielgerichtete Bewegungen, flink aber nicht hastig, dynamisch aber ohne Kraftverschwendung. Ich habe geschaut und still gelächelt.
Am zweiten Abend wurde der Farbeimer ins Nebenzimmer getragen. Während ich wieder am Fenster sass, stellte ich mir die Frage, ob er selber dort drüben einziehen wird. Und falls ja, ob er alleine dort wohnen wird.
Am dritten Abend brannte wieder Licht, aber er tauchte lange nicht in einem der Räume auf, die ich einsehen konnte. Ich wollte es fast schon aufgeben, als er mit einem Umzugskarton beladen in das linke Zimmer trat, gefolgt von zwei weiteren jungen Männern, ebenfalls mit Kartons in den Armen. Noch zwei weitere Kartontouren, dann ein Schrank, ein Bett. Kein Doppelbett, ein ganz normales Einzelbett, breit genug für einen, zu schmal um auf Dauer zu zweit darin zu schlafen. Noch ein Schrank, ein paar Kartons, kein weibliches Wesen.
Am vierten Abend liess ich mein Licht brennen und stellte mich ans Fenster. Nicht heimlich, sondern ganz offen, eine freundliche Nachbarin, die mit Interesse den Einzug eines neuen Mieters verfolgt. Zwischen einem Tisch und einer Kommode begegneten sich unsere Blicke. Einen Moment lang kleben wir aneinander, dann tritt ein Kartonträger zwischen uns und er wendet sich ab. Den restlichen Abend huschte sein Blick immer wieder zu mir herüber.
Am fünften Abend war er immer nur kurz in den vorderen Räumen, stellte eine Kiste ab, holte eine Kiste und jedesmal hob er den Kopf und starrte genauso unverblümt zu mir, wie ich zu ihm.
Am sechsten Abend wusch ich mir erst die Haare und zog mich um, bevor ich meinen Posten am Fenster bezog. Als drüben Licht anging, traf mich sofort sein Blick. Er trug saubere Jeans anstatt löcheriger und farbbekleckster Hosen. Er öffnete Kartons, füllte Schränke, verkabelte Lautsprecher, stapelte Bücher und CDs. Als er ein Knäuel Gardinen aus den Tiefen einer Kiste zog, schaute er zu mir rüber. Ich schüttelte langsam verneinend den Kopf. Er warf die Gardinen zurück in die Kiste und schaute mich wieder an. Ich lächelte, er lächelte zurück.
Heute, am siebten Abend, kommt er später als sonst. Frisch geduscht schaut er aus. Er schaut zu mir rüber. Ich mache alle Lampen aus, lasse nur die kleine Schirmlampe in der Fensterbank brennen, stelle eine Flasche Wein und zwei Gläser daneben. Ich presse den mit schwarzem Filzstift beschriebenen Papierbogen an die Fensterscheibe. Bevor ich die Gardinen zuziehe, knöpfe ich mein Hemd auf und lasse es über meine Schultern gleiten.
Ich muss nicht lange auf das Klingeln an meiner Wohnungstür warten.
Als ich das erste Mal Licht bemerkt habe, habe ich meine Lampen schnell ausgeknipst und heimlich hinüber gestarrt. Habe zugeschaut wie frische Farbe auf ausgeblichene Tapeten traf und hatte fast den Geruch von Wandfarbe in der Nase. Seine geschmeidigen Bewegungen haben mein Auge festgehalten. Die Malerrolle in den Farbeimer tauchen, abstreifen, aufrichten, die Farbe mit senkrechten und waagrechten Streichbewegungen auf die Wand auftragen, zurück zum Eimer. Fliessende und zielgerichtete Bewegungen, flink aber nicht hastig, dynamisch aber ohne Kraftverschwendung. Ich habe geschaut und still gelächelt.
Am zweiten Abend wurde der Farbeimer ins Nebenzimmer getragen. Während ich wieder am Fenster sass, stellte ich mir die Frage, ob er selber dort drüben einziehen wird. Und falls ja, ob er alleine dort wohnen wird.
Am dritten Abend brannte wieder Licht, aber er tauchte lange nicht in einem der Räume auf, die ich einsehen konnte. Ich wollte es fast schon aufgeben, als er mit einem Umzugskarton beladen in das linke Zimmer trat, gefolgt von zwei weiteren jungen Männern, ebenfalls mit Kartons in den Armen. Noch zwei weitere Kartontouren, dann ein Schrank, ein Bett. Kein Doppelbett, ein ganz normales Einzelbett, breit genug für einen, zu schmal um auf Dauer zu zweit darin zu schlafen. Noch ein Schrank, ein paar Kartons, kein weibliches Wesen.
Am vierten Abend liess ich mein Licht brennen und stellte mich ans Fenster. Nicht heimlich, sondern ganz offen, eine freundliche Nachbarin, die mit Interesse den Einzug eines neuen Mieters verfolgt. Zwischen einem Tisch und einer Kommode begegneten sich unsere Blicke. Einen Moment lang kleben wir aneinander, dann tritt ein Kartonträger zwischen uns und er wendet sich ab. Den restlichen Abend huschte sein Blick immer wieder zu mir herüber.
Am fünften Abend war er immer nur kurz in den vorderen Räumen, stellte eine Kiste ab, holte eine Kiste und jedesmal hob er den Kopf und starrte genauso unverblümt zu mir, wie ich zu ihm.
Am sechsten Abend wusch ich mir erst die Haare und zog mich um, bevor ich meinen Posten am Fenster bezog. Als drüben Licht anging, traf mich sofort sein Blick. Er trug saubere Jeans anstatt löcheriger und farbbekleckster Hosen. Er öffnete Kartons, füllte Schränke, verkabelte Lautsprecher, stapelte Bücher und CDs. Als er ein Knäuel Gardinen aus den Tiefen einer Kiste zog, schaute er zu mir rüber. Ich schüttelte langsam verneinend den Kopf. Er warf die Gardinen zurück in die Kiste und schaute mich wieder an. Ich lächelte, er lächelte zurück.
Heute, am siebten Abend, kommt er später als sonst. Frisch geduscht schaut er aus. Er schaut zu mir rüber. Ich mache alle Lampen aus, lasse nur die kleine Schirmlampe in der Fensterbank brennen, stelle eine Flasche Wein und zwei Gläser daneben. Ich presse den mit schwarzem Filzstift beschriebenen Papierbogen an die Fensterscheibe. Bevor ich die Gardinen zuziehe, knöpfe ich mein Hemd auf und lasse es über meine Schultern gleiten.
Ich muss nicht lange auf das Klingeln an meiner Wohnungstür warten.
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